Vom Finanzmanagement über das Urban Sketching zur zeitgenössischen Kunst.
Diese Geschichte handelt davon, wie sich der künstlerische Weg und sogar das gesamte Leben ändern kann - wenn man zur rechten Zeit, den richtigen Malkurs absolviert ;) Sich mit Wissen wappnet, um sich dann den eigenen Ängsten zu stellen und letztendlich der Welt bekunden: „Ich bin eine moderne Künstlerin“.
AQUARELL FÜR ANFÄNGER!
ZEICHNEN UND MALEN LERNEN MIT VERONIKA KALACHEVA

Irina Gvozdetskaya (Ira Kubus - ist ein künstlerisches Pseudonym) ist jetzt etwas über 50 Jahre alt.
In den letzten zwei Jahren ist es ihr gelungen, den gewohnten Denkraster zu durchbrechen. Sie probierte viele verschiedene Zeichen- und Maltechniken aus, schuf ihre eigene expressive Bildsprache und riss Applaus bei der Analyse der Kunstwerke, die von einem Kurator des Museums of Contemporary Art „Garage" durchgeführt und moderiert wird.
Wie hat alles angefangen, wie ging es weiter und was erwartet die Künstlerin in der Zukunft?
(Arbeit => Zuhause => Arbeit) + Kreatives Schaffen!
Ira Kubus: Vom Beruf bin ich Biologielehrerin in englischer Sprache. Im Jahr 1987 absolvierte ich mein Studium, in dieser Profession arbeitete nur ein Jahr. Genug um zu merken, dass es nichts für mich ist - ich hatte es einfach satt :)
In den frühen 90er Jahren, als gerade westliche Unternehmen auf den Markt kamen, landete ich im ersten Unilever-Büro in Moskau.
Ich ging zum Vorstellungsgespräch und als ich nach Hause kam, erfuhr ich von Verwandten, dass sie mir bereits am Telefon zugesagt haben. Handys gab es damals noch nicht. Ich wurde als Office Manager eingestellt und viele meiner Freunde betrachteten es als einen „Rückschritt“. Aber ich habe mich damals riesig gefreut!
Schnell wechselte ich in die Abteilung für Buchhaltung, bin aber nicht lange bei Unilever geblieben, weil ich in die Freiberuflichkeit wechselte.
Anna Egida: Eigentlich ist dies der Schlüsselmoment für Dich - Du hast fast Dein ganzes Leben lang von zu Hause aus gearbeitet. Hier ist der Computer, hier die Leinwand ...
Ira Kubus: Ja, das ist sehr wichtig für mich ...
Mitte der 90er Jahre kam ich zu Korn Ferry, einer der größten Netzwerk-Personalvermittlungsagentur. Im Jahr 2000 wurde mir angeboten, die Einführung von SAP (Enterprise Performance Monitoring System) in allen Niederlassungen des Unternehmens in Osteuropa zu leiten.
Eineinhalb Jahre habe ich in endlosen Geschäftsreisen nach Europa und England verbracht - es war eine sehr stressige Zeit.Und vor diesem Hintergrund machte es eines Tages "Klick": ICH MÖCHTE ZEICHNEN! Das war im Jahr 2007.
Die künstlerische Selbstfindungsphase
Ira Kubus: Ich komme immer sehr schnell ins Handeln. Alles ging schnell und wie von selbst.
Ich fing an zu zeichnen. Natürlich habe ich, wie alle, mit traditionellen Zeichentechniken angefangen. Grafik, Öl auf Karton und so weiter.
Lernte zuerst aus Büchern. Seit 2009 lernte ich bei verschiedenen Künstlern. Fing an auszustellen und erhielt sogar eine Goldmedaille bei der New York Realism Ausstellung im Jahr 2011.
*Das preisgekrönte Werk bei NY Realismus
Ira Kubus: Ich eignete mir immer mehr Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen an, dennoch hatte ich das Gefühl, dass es mir an einem stimmigen System und wirklich meiner unverwechselbaren Ausdruckssprache mangelte. Das Niveau eines "Hobbykünstlers" begann mich zu stören.
Ich gehe sehr akribisch vor. Ich tauche ganz in die Sache ein und möchte alles bis ins kleinste Detail verstehen. So begann ich, meinen kreativen Weg zu analysieren und mir über weitere Entwicklung Gedanken zu machen.
Anna Egida: Man sagt heute dazu: " ich habe das Universum gefragt" ... :)
Ira Kubus: Und die Antwort kam....
2016 sah ich zufällig Annas Webinar-Aufzeichnung an. Sie zeichnete eine Londoner Stadtlandschaft mit Markern. Ich sah - und blieb hängen!
Mein fünfzigster Geburtstag rückte näher und ich bat meine Verwandten, mir den Online-Zeichenkurs "Urban-Sketching" von Anna Egida zu schenken. Es klingt abgedroschen, die Erfahrung, die ich aus diesem Kurs mitgenommen habe - änderte einfach alles...
Mehr als Sketching
Ira Kubus: Anfangs hatte ich furchtbare Angst, dass ich den Kurs nicht pünktlich schaffen würde ...
Anna Egida: Deshalb hat sie die ganze Arbeit in drei Wochen erledigt!
Ira Kubus: Ich erinnere mich noch, dass ich in den ersten Lektionen nicht verstanden habe, warum wir wie Erstklässler endlose Variationen von Kringeln, Strichen und Punkten zeichnen mussten.
Aber mit der Zeit wurde es immer schlüssiger.
Mir wurde klar, wie wichtig die lebendige Linienführung, die Silhouette ist. Ich habe gespürt, wie man große und kleine, dunkle und helle Elemente und die unterschiedlichen Texturen in Beziehung zueinander setzt - ich habe gelernt, den Rhythmus einer Zeichnung zu erkennen.
Da ich den Kurs vorzeitig beendet hatte, hatte ich noch Zeit für den Austausch mit der Dozentin im Rahmen des Kurses: Eine Analytikerin traf auf eine andere Analytikerin :)
Als frisch bekehrte Urban-Sketcherin begann ich, etwas Eigenes zu kreieren. Infolgedessen schätzte Anya diese Versuche und veröffentlichte eine meiner Arbeiten in Ihrem Instagram-Account :)

Ira Kubus: Bewusste, geführte Inspiration ist das, was Anna vordergründig lehrt.
Dank des Kurses wurde eine klare Schrittabfolge deutlich, ein System zum Erstellen des eigenen kreativen Prozesses, egal was und womit man zeichnet, kristallisierte sich heraus.
Genau das ist für mich zum Wendepunkt, sogar einem Durchbruch geworden. Ich begann zu verstehen, wie ich meine Arbeit organisieren sollte und welche Stile und Themen ich sinnvollerweise ausprobieren könnte.
Anna Egida: Dies ist ein struktureller Prozess - es gibt zwar die Inspiration, aber der Prozess kann überall verwendet werden. Mt der Inspiration kann jedes Thema, jedes Material gefüllt werden. Diese Energie ist für den Betrachter wahrnehmbar.
Ausserdem bist Du mutiger geworden, das hat man Deinen Arbeiten sofort angesehen.
Ira Kubus: So ist das, ich habe aufgehört Angst vor Fehlern zu haben. Etwas stimmt nicht oder ist verschmiert - die Farbe ist verschüttet - macht alles nichts. Ich fing an zu sehen, wie die Fehler behoben werden können, und gelernt, diese zu meinem Vorteil umzuwandeln.
Ich fühlte mich viel freier in meiner kreativen Tätigkeit. Daraus folgte der nächste logische Anspruch an sich selbst - die Findung des eigenen Stils in der Malerei, die Suche nach einer erkennbaren expressiven „Sprache“ begann.
Die Experementierphase
Anna Egida: Fast alle Studenten haben die Angst, den Dozenten zu sehr nachzuahmen und keinen eigenen Zeichenstil zu entwickeln. Dabei haben fast alle bereits zu Beginn das "eigene, unverwechselbare Gesicht“. Was sich im Laufe der Zeit verändert, vorausgesetzt, man bleibt dran.
Früher oder später wächst man über die Themen „ich zeichne, was ich mag“ hinaus. Das ist auf lange Sicht kein Weg für einen Künstler. Man braucht ein Thema. Eigene Ausdruckssprache. Den Wiedererkennungswert. Ira hat sich damit befasst.
Ira Kubus: Ich hatte lange Zeit Angst vor Farbe. Alle meine Bilder waren irgendwie "gedämpft".
Und so entdeckte ich Acryl, Acryl-Marker (jetzt sind es meine Hauptmaterialien) und begann langsam meinen Grafiken Farbe zu verleihen.
Gleichzeitig befasste ich mich mit der modernen Kunst, sah mir viele Kunstwerke an. Anna stand mir dabei beratend zur Seite.
Ich verliebte mich in Werke von Andy Warhol, Yayoi Kusamu und Roy Lichtenstein. Ich verstand die Kluft zwischen deren Verständnis für Farbe und meinem. Ich fing an, diesen Abstand zu verringern - experimentierte am iPad indem ich immer wieder verrückte Farbfüllungen ausprobierte ... Im Allgemeinen setzte ich in dieser Zeit daran mein Bewusstsein zu erweitern :)


Ira Kubus: Die Spielsteine oder Würfel tauchten eines Tages ganz selbstverständlich als ein Gestaltungselement in meinen Bildern auf. Als Kind liebte ich Bastelsets zum zusammenbauen. Ich finde es so bedauerlich, dass es in meiner Kindheit keinen Lego gegeben hat!
Ich zeichnete aus Spielsteinen verschiedene Objekte, so entstanden Würfelbilder. Aber es gab immer noch kein einheitliches Konzept.
Anna Egida: die Würfel waren ein sehr guter Fund. Nun galt es herauszufinden, was alles aus ihnen „gebaut“ werden kann. Die Würfel sind in ihrer Bildsprache sehr abstrakt - eine neue "Sprache" sozusagen, deshalb sollten die Bildmotive mit einem Wiedererkennungswert her.
Ira Kubus: So wurde die Serie "My personal collection" geboren. Ich fing an, meine Lieblingsmeisterwerke der Malerei aus Würfeln auf Leinwänden zusammenzusetzen.
Zuerst erschien "Mona Lisa". Wie Andy Warhol habe ich verschiedene Variationen mit unterschiedlichen Farben geschaffen. Dann folgten- Modigliani, Hokusai, Bosch ...

Das ist echte Malerei. Ich saß und zeichnete jeden einzelnen Würfel mit Acryl und Markern in Handarbeit! Aus meiner Sicht erhöht das den Wert des Werkes – Handarbeit, zeitlose traditionelle Materialien, Leinwände im Museumsformat.
Als Ergebnis entstand eine Bilderreihe mit einem hohen Wiedererkennungswert.
Und mein Künstlername wurde geboren :)
Ira Kubus: Ich habe über 10 Werke in dieser Serie gemalt. Und wieder kam ein neues Ziel zum Vorschein - ich wollte eine gefragte Künstlerin sein. Ich wollte, dass die Serie in den Galerien ausgestellt wird, ich wollte, dass die Arbeiten Abnehmer finden.
Also beschloss ich, meine Bildserie im Interieur fotografieren zu lassen. Fand eine Innenarchitektin, die meine Arbeit zur Veröffentlichung in der Zeitschrift ELLE Decoration ins Szene setzte.
Diese Publikation half mir beim Verkauf meiner Werke. Eine Firma wandte sich an mich, sie gestalteten Ihr Büro um und brauchten moderne Gemälde. Sie haben sich die Präsentation angeschaut und fünf Bilder, statt wie geplant eines Werkes erworben.
Darüber hinaus habe ich vor kurzem einen Werbevertrag mit der Rose Art Gallery abgeschlossen.


Nicht überheblich, sondern überblickend
Ira Kub: Der einzige Weg für einen Künstler ist, keine Angst zu haben, sich immer weiter zu entwickeln und neu zu entdecken.
Jetzt entwickle ich ein neues Konzept und eine Reihe von Werken mit dem Titel "Metaposition".
Kurz gesagt, dies ist meiner Meinung nach die Ansicht eines modernen Künstlers, der die Dissonanzen der Gesellschaft in seinen Werken offen legt, sich aber davon distanziert um die Gesamtheit sehen zu können. Diese Haltung spiegelt auch meinen jetzigen Zustand wider.

Ira Kubus: Ich blicke zurück auf das, was ich bereits geschafft habe. Auf die Veränderungen in meiner künstlerischen Arbeit und in meinem Leben nach dem Absolvieren des ersten Onlinekurses bei der Kalachevaschool. Ja, so hat's angefangen.
"Es ist nie zu spät, sich selbst und das eigene Leben zu ändern" Vielleicht ist es das, was ich an meinem Beispiel vermitteln möchte. Klingt abgedroschen, ist aber wahr!
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